Iris Auer-Möseler

Keramikerin

„Das Faszinierende am Handwerk ist das Resultat: Das sichtbare Ergebnis am Ende des Tages.“

Text: Sonja Planeta

Foto © Matthias Streibel
Foto © Matthias Streibel

Mohn-Topfen-Knödel auf Beerenragout von Toni Mörwald, „ein Dessert, serviert in meinen Pastatellern. Das war definitiv ein bleibender Moment“, erinnert sich Keramikerin Iris Auer-Möseler. Und auch die Ceviche de Trucha von Ari Martínez und Doris Sochurek (Aris Cantina) stand den Tellern ausgesprochen gut: Das kräftige Rot, Grün, Orange und Gelb von Paradeisern, Serrano Chilis, Süßkartoffeln und Mais leuchtete vor dem Hintergrund der naturfarbenen Glasuren besonders intensiv.

Seit 2021 ist Iris Auer-Möseler mit ihrer Keramik Teil der Wagramer Kulinarik-Eventreihe Essen vor Ort. Ihre Teller, Schalen und Becher gehen bei exklusiven Dinner-Abenden durch die Hände renommierter Köch:innen wie Josef Floh (Gastwirtschaft Floh) und Marco Gangl (Restaurant Himmelreich). 32 Teller pro Gang, vier bis sechs Gänge in Folge: Das bringt Iris, deren Werkstatt im ältesten Teil ihres Hauses – einem 200 Jahre alten Gewölbe – untergebracht ist, regelmäßig an ihre Kapazitätsgrenzen; räumlich („Meine Werkstatt misst knapp 20 Quadratmeter.“), aber auch zeitlich. Manchmal findet ein Dinner zeitnah zum Töpfermarkt in Gmunden statt. Schon allein dafür fertigt Iris innerhalb weniger Wochen  500 Stück an. „Eine meiner Stärken ist, dass ich in die Umsetzung gehe, auch wenn die Bedingungen nicht ideal sind. Meine Werkstatt war nie groß und ist es auch jetzt nicht. Aber wenn Tiny House funktioniert, warum sollte es Tiny Workshop nicht auch? Wenn ich überlege, wie viele Stücke im Laufe eines Jahres meine Werkstatt verlassen, kann ich schon stolz sein.“

„Visuell inspiriert mich Patina: Abgeblätterte Farbe an alten Toren, aber auch in vielen Schichten aufgetragene Farbe.“
Foto © Matthias Streibel

Iris absolvierte ihr Kunststudium auf dem zweiten Bildungsweg. Erstmals in Kontakt mit dem Keramik-Handwerk kam sie 1996 im Rahmen des Frauenkunsthandwerksprojekts „art of work“ in Linz. 1997 inskribierte sie an der Kunstuniversität Linz, die sie 2003 mit Diplom abschloss. Ihr Stil war damals ein gänzlich anderer: Die Stücke waren groß, bunt und skulptural. Räumlich bedingt – wir erwähnten es bereits („In einer kleinen Werkstatt muss man kleine Dinge machen.“) – sattelte sie um und startete 2015 ihre eigene Teller-Linie. Charakteristisch ist deren ovale Form. „Ich habe für mich selbst nach dem optimalen Frühstücksteller gesucht. Wir haben davor von Frühstücksbrettern gegessen. Ich bin also von dieser rechteckigen Brettform aus- und dann ins Asymmetrische gegangen, um die Form spannender zu machen. Der Tellerrand ist nur so hoch, dass man sein Brot noch gut streichen kann.“ 

Foto © Florian Schulte

Heimat schmeckt für Iris übrigens nach Marillenknödel und Grammelknödel mit Sauerkraut – womit wir wieder beim Anfang wären – und nach dem Erdbeermus ihrer Mutter, das diese bis heute mit Erdbeeren aus dem eigenen Garten zubereitet. Tief berührt war Iris zuletzt von einem Filet vom Wagyu Beef im Schulhaus in Tirol. „Da habe ich für einen Moment das Besteck weggelegt.“

„Meine Erfolgszutat? Akribische Detailverliebtheit.“

Prägend war auch ein Auslandssemester in der Kolding School of Design in Dänemark. „Die Dänen haben einfach einen anderen Wert für Ästhetik, auch im Alltag. Dort ist es selbstverständlich, dass im Haushalt handgemachte Keramik verwendet wird.“ Nach dem Frühstücksteller folgte bald der Hauptspeisenteller, dann der Pastateller, schließlich kleine Schalen und Becher. Heute umfasst Iris‘ Standardpalette 13 verschiedene Produkte, von Zeit zu Zeit kommen auch Vasen dazu. Jede Keramik ist ein Einzelstück. Durch ihre reduzierte Farbgebung sind sie dennoch beliebig kombinierbar. Die Muster entstehen meist spontan, vieles zeichnet Iris frei, anderes wird durch Stempel in den Ton geprägt. „Die Inspiration kommt meist direkt im Tun während der Arbeit. Visuell inspiriert mich Patina: Abgeblätterte Farbe an alten Toren, aber auch in vielen Schichten aufgetragene Farbe.“ Am Handwerk begeistert sie vor allem das Resultat, „das sichtbare Ergebnis am Ende des Tages“ und die unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten mit Glasuren, „auch wenn das Brandergebnis im Ofen nicht immer erfreulich ist. Aber ich kann meiner Experimentierfreude sehr gut nachgehen.“ Wenn es die Zeit erlaubt, möchte Iris in Zukunft „mehr auf der Scheibe drehen. Man fällt aus der Routine rasch raus, wenn man’s nicht regelmäßig macht.“

Foto © Matthias Streibel

Mit welcher Frau aus der Kulinarik Branche arbeitest du jetzt schon gerne zusammen?

Ohne mich einschmeicheln zu wollen: Mit dir (Sonja Planeta, Anm.). Weil du bzw. weil ihr mit Essen vor Ort hier am Wagram präsent seid, weil ihr eine kulinarische Vielfalt bietet und mich im Rahmen der Events mit anderen Handwerker:innen zusammenbringt.

Mit welcher Frau würdest du gerne einmal gemeinsam an einem Tisch sitzen und plaudern?

Mit einer Frau, die gerade die Ausstattung ihres Lokals plant, allerdings mit Fokus auf Frühstück, nicht auf Dinner. Frühstück ist nun mal mein Lieblingsessen.

Zu welchen Themen könnte man dich als Speakerin/Podiumsteilnehmerin/
Workshopleiterin/etc. einladen?

Keramik. Wobei ich mich persönlich nicht gerne in der lehrenden Position sehe. Nicht, weil ich mein Wissen nicht weitergeben möchte, sondern weil ich einfach nicht der Typ dafür bin.

Kontakt

IAM Keramik

Iris Auer-Möseler

Sachsendorf 35, 3474 Kirchberg am Wagram

iris@iam-keramik.at

iam-keramik.at

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