Maria Fanninger
Land schafft Leben-Gründerin und Mitinhaberin Heimatgold – Der Bauernladen in Schladming
Podcasterin „Wer nichts weiß, muss alles essen“
„Wir wussten, dass wir anecken würden, aber dass neben so vielen anderen, ausgerechnet bekannte NGOs systematisch gegen uns vorgingen, hat mich am meisten erschüttert.“
Fotos © Land schafft Leben


„Sowas dürfte man heute gar nicht mehr machen“, sagt Maria Fanninger und lacht. Sie erinnert sich an ihre Schulzeit, an die Nachmittage, an denen sie mit ihren Klassenkamerad:innen im nahen Fluss „auf Steinen springen“ ging – ein wildes, aufregendes Spiel, das sie liebte, auch wenn es nicht selten vorkam, dass jemand abrutschte und nass wurde. Schon als Kind war sie ein Energiebündel, bewegte sich am liebsten draußen und stellte früh fest, dass Bewegung ihr innere Zufriedenheit schenkte.
Diese Leidenschaft für Sport prägte ihre Jugend. Sie besuchte die Ski-Hauptschule mit Internat, genoss jede Minute des Trainings und war Teil des Salzburger Kaders. Parallel dazu absolvierte sie die Ski-Handelsschule in Schladming und die HAK-Matura, arbeitete nebenbei und war bereits früh begeistert von Lebensmitteln. Besonders die Ernährungslehre in der Schule faszinierte sie. Sie fragte sich: Warum schmeckt ihr gesundes Essen so gut, während andere ein Hochgefühl beim Verzehr von Junk-Food erleben? Ihre Antwort: Weil sie von klein auf an natürliche Aromen gewöhnt wurde. Sie kannte die Geschmacksrichtungen bitter, sauer und salzig genauso wie die feine, natürliche Süße frischer Lebensmittel – ein Wissen, das heute vielen Kindern fehlt.
Sport und bewusste Ernährung gingen für sie schon immer Hand in Hand. Sie spürte, welche Nahrung ihr vor, während und nach dem Training Energie gab. „Ich habe auf ganz andere Komponenten Lust und höre auf meinen Körper. Ich merke, was er heute braucht, um rundzulaufen.“ Diese Erkenntnisse führten sie zum Studium der Wirtschaftspädagogik und des Sports in Graz. Mit 23 Jahren wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete ihre erste Werbeagentur. Sie organisierte Sampling-Aktionen für Unternehmen und erkannte schnell: Sie wollte Unternehmerin sein.

Nach dem Studium sammelte Maria wertvolle Erfahrungen in der Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung, begleitete Hospitality & Leisure Projekte in Indien und Russland. Doch dann begegnete sie ihrem alten Bekannten Hannes Royer aus der Schulzeit in Schladming wieder. Dieser erzählte ihr von seiner Idee: einem Bauernladen in Schladming. „Ich war sofort begeistert und setzte mich an den Business- und Finanzplan.“ Anfangs waren nur drei Bauern dabei, doch nach und nach wuchs ihr Netzwerk.
So entstand der Bauernladen „Heimatgold“, der bis heute besteht. Hier geht es nicht nur um den Verkauf regionaler Produkte, sondern auch um ihre Geschichte. „Jedes Produkt braucht seine Erzählung, damit der Kunde den Wert versteht.“ Das Team nimmt sich Zeit für die Kundschaft, erklärt, warum es saisonal bedingt mal kein Schafjoghurt gibt oder was die Besonderheit eines bestimmten Käses ist.

Aus dieser Erfahrung entstand „Land schafft Leben“. „Uns wurde klar, dass vielen Menschen das Wissen um Lebensmittel fehlt.“ Sie luden Bauern in den Laden ein, ließen sie über ihre Produkte sprechen und erkannten schnell, dass eine unabhängige Plattform nötig war, um diese Themen transparenter zu machen. Es folgten Gespräche mit großen Handelskonzernen. „Hannes rief einfach bei Hofer an und wollte mit dem Direktor sprechen. Er fragte ihn: Wie sieht die Zukunft der österreichischen Landwirtschaft aus? Und wie wollen Sie sie erhalten?“
Plötzlich saßen sie mit den wichtigsten Akteuren am Tisch. Es wurde schnell klar, dass die Plattform „Land schafft Leben“ unabhängig sein musste. 2014 wurde sie gegründet, 2016 veröffentlichten sie die ersten wissenschaftlich fundierten Lebensmittelberichte. Sie wollten Transparenz schaffen, jenseits von Werbung und einseitigen Dokumentationen.
Doch Transparenz tut weh.
Beim Thema Geflügel bedankten sich sogar Skeptiker für die unabhängige Berichterstattung, doch beim Schwein eskalierte es anfangs und sie erhielten sogar Morddrohungen. „Wir wussten, dass wir anecken würden, aber dass neben so vielen anderen, ausgerechnet bekannte NGOs systematisch gegen uns vorgingen, hat mich am meisten erschüttert. Plötzlich saß ich ihnen gegenüber und merkte, dass es ihnen nicht um Transparenz in der Sache geht, sondern nur um die eigene Agenda.“
Um mehr Bewusstsein für österreichische Lebensmittel zu schaffen, hielten Maria und Hannes 2019 über 120 Vorträge und erreichten so 35.000 Menschen, dafür reisten sie mehr als 80.000 Kilometer durchs Land. Als die Pandemie kam, starteten sie mangels Alternative ihren Podcast „Wer nichts weiß, muss alles essen“ – und bereits die erste Folge hatte 41.000 Hörer:innen. 2022 erhielten sie den dritten Platz beim Ö3-Podcast Award, 2023 gewannen sie ihn.


Ein besonderes Herzensprojekt ist für Maria die Ernährungsbildung in Schulen. „Wir erstellen kostenlose Unterrichtsmaterialien, damit Lehrer:innen alles methodisch-didaktisch aufbereitet vorfinden und das Thema Essen ganz leicht in ihren Unterricht einbinden können.“ Ihr Ziel: Das Wissen zum Essen als fixen Bestandteil des Lehrplans zu verankern. Sie setzt sich für einen leistungsfähigen und guten Lebensstil ein, der an einer ausgewogenen Ernährung, gelebter Tischkultur, bedarfsgerechter Verpflegung und Integration nicht vorbeiführt. „Viele Kinder haben zu Hause keine regelmäßigen Mahlzeiten mehr. Deshalb muss die Schule diesen Platz einnehmen und von klein auf lehren, wie gesunde Lebensmittel schmecken und diese zubereitet werden können.“
Maria hat noch viel vor. Sie führt ein großes Team, ist Unternehmerin aus Leidenschaft und will weiterhin bewegen, verändern und Bewusstsein schaffen.
Mit dieser Frau arbeite ich gerne zusammen?
Eine weise Frau sagte einmal: „Wenn du nicht nur reden, sondern wirklich etwas bewegen willst, arbeite mit Frauen.“ Ich arbeite leidenschaftlich gerne mit Frauen – denn ich bin jemand, der die Dinge nicht nur bespricht, sondern umsetzt. Der Frauenanteil in meinen Unternehmen liegt bei über 80 %. Für mich zählen nicht nur die Worte – sondern vor allem die Taten.
Mit dieser Frau würde ich mich gerne austauschen?
Ich bin immer wieder tief beeindruckt von all den großartigen Frauen, mit denen ich mich austauschen darf – und es erfüllt mich mit Freude, ihre Geschichten in meinem Podcast „Wer nichts weiß, muss alles essen“ teilen zu dürfen. Denn wenn Frauen ihre Stimme erheben, inspirieren sie andere, dasselbe zu tun. Ich wünsche mir, dass noch viele weitere Frauen diesem Ruf folgen und ihre Leidenschaft, ihre Erfahrungen und ihre Perspektiven mit uns teilen. Ihre Geschichten machen Mut – und verändern etwas.
Zu diesen Themen spreche ich gerne auf einer Bühne?
Wissen zum Essen
Macht der Konsument:innen
Wie etabliere ich einen lebenswerten Lebensstil
Essen und Psyche
Landwirtschaft, Ernährung und Klima
Wissen zum Essen ist genauso wichtig wie Rechnen und Schreiben (Ernährungsbildung)
Kontakt
Maria Fanninger
Land schafft Leben
8970 Schladming | Erzherzog-Johann-Str. 248b
+43 3687 24 008
1010 Wien | Schwarzenbergstraße 8/1
Podcast – Wer nichts weiß, muss alles essen
https://www.pod.link/1503211061
Heimatgold – Der Bauernladen Schladming
Coburgstrasse 49
8970 Schladming
+43 3687 / 22 505 350
schladming@heimatgold.at