- ● Producer
Nicole Grill
Eismacherin, Konditormeisterin, Gründerin & Inhaberin von NEis
„Die Ideen für neue Kreationen sind zahlreich. Wir bräuchten eine eigene Entwicklungsabteilung, um sie alle umzusetzen.“
Fotos © Agnes Winkler
Text von Sonja Planeta
Zimtschnecke, Weintraube, Walnuss-Karamell, Vanille-Kürbiskern, Zwetschke-Zimt: Die Zeichen im NEisLaden stehen auf Herbst. Der Selbstbedienungsladen von Eismacherin Nicole Grill liegt in Winkl am Wagram in Niederösterreich und das äußerst günstig an einer Rad- und Wanderroute. Ausflügler:innen machen hier genauso oft Halt wie die Wagramer:innen selbst, die das handgemachte Eis nicht mehr missen möchten.
Nicole wusste bereits als Kind, dass sie Konditorin werden möchte. Ihre Mutter bäckt regelmäßig und mit Leidenschaft und ließ Nicole schon in jungen Jahren mithelfen. Während der Lehre wird die elterliche Küche zur ersten Anlaufstelle, um Rezepte auszuprobieren und Fertigkeiten zu verbessern. Nach der Meisterprüfung („Für mich war immer klar, dass ich mich selbständig machen möchte.“) macht sich Nicole rasch einen Namen als Tortenbäckerin – bis ihr Interesse an Eis geweckt wird. „Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen. Ich habe mir eine kleine Eismaschine gekauft und erste Versuche gestartet, mit so wenig Zutaten wie möglich.“ Im Juni 2021 gründete Nicole schließlich NEis – Nicoles Eis. Ihr Ziel: Cremiges, geschmacksintensives Eis ohne künstliche Zusatzstoffe. „Wir verwenden weder fertige Eispasten, noch Binde- oder Aufschlagmittel, Weichmacher oder Farbstoffe. Das macht die Herstellung aufwendiger und manchmal dauert es, bis eine Sorte perfekt ist, aber das ist es mir wert.“ Perfekt bedeutet in diesem Fall, dass „Geschmack und Konsistenz passen.“ Das erfordert Durchhaltevermögen, doch davon hat die ambitionierte Eismacherin ausreichend. Verantwortlich für ihren Erfolg macht sie außerdem einen starken Willen, ihre Leidenschaft und ihren Perfektionismus.
„Mit NEis ist ein Traum wahr geworden. Ich kann Eis so machen, wie ich es mir vorstelle – und es kommt sehr gut an.“
In der Hochsaison stehen im NEisLaden rund 20 Eis- und Sorbet-Kreationen zur Auswahl, viele davon sind vegan. Saisonale Specials im Herbst und Winter (Stichwort Faschingskrapfen-, Lebkuchen- und Vanillekipferl-Eis) helfen, die Eissaison auf das ganze Jahr auszudehnen. Zu Ostern, Muttertag und an Weihnachten gibt es zudem NEis-Torten und im Dezember einen NEis-Adventkalender. Die Zutaten werden frisch und möglichst regional bezogen, „um die lokale Wirtschaft zu stärken und einen nachhaltigen Kreislauf zu fördern.“ Die Früchte stammen zu einem überwiegenden Teil von eigenen Obstbäumen. Die Erdbeeren holt sich die junge Unternehmerin vom Erdbeerfeld bei Grafenegg, die Ribiseln aus dem benachbarten Ribiselparadies. Für das Haselnusseis werden Haselnüsse selbst zu Mus verarbeitet. Inspiration für neue Geschmäcker kommen von Kund:innen, aber auch aus der Familie. „Das Schöne an dem Beruf ist, dass man kreativ sein kann. Die Kunden schätzen die Abwechslung, auch wenn im Vorfeld nicht immer absehbar ist, ob eine Kreation gut ankommen wird. Weiße Schokolade/Pistazie zum Beispiel. Das war die Idee meiner Mitarbeiterin. Ich konnte mir diese Kombination überhaupt nicht vorstellen, trotzdem haben wir’s probiert – und sie kommt wahnsinnig gut an.“
Aktuell tüftelt Nicole an Eis am Stiel, bestehend aus weißem Schokoladeneis, das mit Milchschokolade überzogen wird. „Der letzte Test ist schon ziemlich perfekt geworden. Aber auch das braucht Zeit. Jedes Produkt geht erst dann an den Kunden, wenn ich zu 100 Prozent zufrieden damit bin.“ Ob sie auch von einem eigenen Eisgeschäft träumt? „Auf jeden Fall. Aber so ein Geschäft ist auch ein Kosten- und Risikofaktor und gehört gut geplant. Ausschließen würde ich es aber jedenfalls nicht.“
Mit diesen Frauen arbeite ich gerne zusammen...
Es gibt wenige, die Eis wirklich selber machen, ob Mann oder Frau. Aber es gibt auch keine eigene Ausbildung oder Lehre. Dadurch fehlt die Community. Es wäre schön, wenn sich das in Zukunft ändert und der handwerkliche Aspekt wieder mehr Wertschätzung erfährt. Zum Eismachen gehört so viel mehr, als Pasten anzurühren.
Mit welcher Frau würdest du gerne am Tisch sitzen und plaudern?
Mit jeder, die mit Leidenschaft handelt. Ich finde generell, dass der persönliche Kontakt im Zeitalter des Handys viel zu kurz kommt. Jeder Austausch bereichert, darum sollten wir ihn wieder viel häufiger forcieren.
Zu welchen Themen könnte man dich als Speakerin/Podiumsteilnehmerin/ Workshopleiterin/etc. einladen?
Eis. Ich bin wirklich froh, dass mich dieses Thema gefunden hat.